Kennedy Meadows bis Mammoth Lakes

Meile 702 bis 906

15.06. - 28.06.2018

Kennedy Meadows besteht eigentlich nur aus dem kleinen Lebensmittel-Laden, einem Outdoor-Store, dem Grumpy Bear's Restaurant und einer Strasse. Es herrscht tatsächlich ein wenig Ende-der-Welt-Stimmung hier, wie es auf der Karte steht. Das Dorf lebt wahrscheinlich von den Hikern, alles ist häbkläpp und nur durch die PCTler "bevölkert". Handyempfang gibts keinen, für Internet muss man bezahlen und reicht knapp den Liebsten ein Lebenszeichen zu schicken und den Blog hochzuladen 😄. Da Kennedy Meadows das Tor zur Sierra mit den hohen Bergen ist, müssen die Wanderer manchmal hier Zeit abwarten, wenn es noch zu viel Schnee hat. Man sagt, dass Anfang/Mitte Juni die beste Zeit ist, um diesen Abschnitt zu starten, zu lange sollte man auch nicht warten, da sonst die Flüsse vom Schmelzwasser zu hoch sind, und zum Überqueren gefährlich werden. Wir haben unsere Amerika-Durchquerung (natürlich der PCT - hört sich nur grad so toll an 😉) zwar relativ spät gestartet, aber sind nun "pünktlich" 15. Juni in Kennedy Meadows, und können laut Schneereport gleich weiter laufen! Bis jetzt hat alles so reibungslos geklappt, dafür sind wir unendlich dankbar! Nach einem riesigen Pancake, Brathärdöpfeli, Scrambled Egg, Milkshake und Kaffee kauften wir im Outdoorladen Essen für die nächsten Tage ein. Dieser Laden ist von Yogi geführt, von der Frau, welche die Bibel über den PCT geschrieben hat! Schnell verpackten wir das Essen und fuhren dann wieder rüber zum andern Store, sassen noch ein bisschen rum und plauderten mit den andern. Wir verabschiedeten uns von Red, Shark, Bottomless und Horseleg, mit welchen wir die letzten Tage zusammen waren, sie bleiben noch eine Nacht hier. Dann gingen wir um ca. 14h00 mit Kermit (Rahel) und Gustl (Falko) zurück zum Trail. Eigentlich haben wir ja jetzt die Wüste hinter uns, aber der Weg ist noch immer sandig 😄. Es war trotzdem angenehm und wir querten einen schönen Wald, durch welchen auch wieder der South Fork Kern River floss. Wir müssen jetzt gar nicht mehr viel Wasser mittragen, da viele Quellen vorhanden sind - daran müssen wir uns gewöhnen. Sogar bei unserem Zeltplatz nach 7.3 mi, hatte es einen kleinen Bach!! Gemütlich plauderten wir noch zusammen, bis es kühler wurde und wir ins Bett gingen.


Heute Morgen als wir unsere Sachen zusammenpackten war es ganz schön frisch. Es ging ein Wind und wir beeilten uns los zu kommen. Wir liefen zuerst durch ein verbranntes Gebiet und dann über eine schöne, grosse Wiese in die wärmende Sonne hinein. Der Trail stieg stetig ein bisschen, bis er uns wieder nach unten zum River führte. Zu gerne hätten wir hier Mittag gemacht, aber wir wollten noch ein paar Meilen machen ;-).. Und so gingen wir weiter und kamen in einen Wald mit Schatten und dem Weg entlang folgte ein Bächlein namens Cow Creek. Es war umgeben von saftig grünem Gras und Blättern. Wie schön!!! Etwa auf halber Höhe der 2500 F, die wir zu erklimmen hatten, machten wir Mittagspause. Im Schatten war es frisch, in der Sonne ganz warm - perfektes Wetter, man merkt die Höhe schon (fast 3000 m). Bald waren wir dann auf den 10500 F und hatten eine malerische Aussicht, auch auf die hohen, noch schneebedeckten Berge. Natürlich ging der PCT wieder runter und bei mi 729.5 stellten wir unsere Zelte auf. Morgen laufen wir noch die 18.3 mi nach Lone Pine, wo wir uns wieder einmal einen Zeroday verdient haben 😏.

Gut, als wir heute aufstanden, haben wir gespürt, dass wir die Wüste verlassen haben. Es war kalt, Sonjas Trinkschlauch war sogar gefroren, und wir liefen mit Handschuhen und Mütze schnell ab, um uns aufzuwärmen. Bald kamen wir in die Sonne und mussten einen Berg überqueren, was uns schnell warm gab. Auf über 10'600 F (3'200 m) gingen wir hoch, und die Umgebung gefiel uns sehr. Die Höhe macht bisher zum Glück keine Probleme. Der Weg bestand aus weissen Steinchen und führte zwischen eindrucksvollen Felsen und Baumstämmen durch. Wären die Felsen rot, könnte man fast meinen man wäre in ÅlandAuf der andern Seite des Berges, bei einer etwas versteckten Wasserquelle, machten wir unsere Frühstückspause. Danach liefen wir noch ein bisschen mehr als 5 mi bis wir unser Zmittag assen. Wir kamen bei vielen Bäumen, welche die Rinde verloren haben, vorbei. Sie leuchteten golden in der Sonne und hatten verdrehte und verworrene Äste, die ganz eigenartig interessant wirkten. Um ca. 16h00 erreichten wir den Trailhead (ein einfacher Parkplatz) und warteten auf eine Mitfahrgelegenheit. Nach etwa einer Dreiviertelstunde Warten, kamen ein paar Leute, die uns ein Bier offerierten, uns aber nicht mitnehmen konnten - immerhin 🍻😁. Wir hatten Glück und ein lieber Mann, der den ganzen Tag für PCTler hoch und runter fährt, brachte uns dann nach Lone Pine. Jetzt realisierten wir erst wie weit oben wir waren! Die Fahrt ging fast 45 min und endete in der Wüste unten! Zuerst ein bisschen irritiert (wir dachten es sei ein Bergdörflein), gefiel uns dann dieses Western-Dorf gut! Alles war schön kompakt beieinander und wirkte sehr sympathisch! Eine Hikerin, die wir per Zufall trafen, empfahl uns das Motel Dow Villa und so bezogen wir kurzerhand ein Zimmer hier. Wir freuten uns, auch wieder die Australian Guys und ein paar andere anzutreffen! Nachdem wir alle geduscht hatten, holten wir unsere Bouncebox und das Essenspaket im Hostel vis à vis ab, die 2 Bearcanister, welche wir von San Diego hierher geschickt hatten, waren nicht da - hoffentlich sind sie im Post Office! In einem chinesischen Restaurant assen wir was zum Abendessen und genossen die Musik des DJ's auf der Strasse gegenüber :-). 


Nach einem Frühstück inkl. Erdbeeren (endlich!!😊) im Alabama Hills Cafe, gingen wir zum Post Office, wo unsere Bearcanister auf uns warteten. Diese müssen wir jetzt für ca. 300 mi mittragen (1 kg) und unser Essen darin verstauen, damit die Bären davor geschützt sind. Im Bearcanister haben sieben Tage Essen Platz, aber wir haben erst in acht wieder die Möglichkeit zum Einkaufen, resp. wir könnten vorher nach Bishop, aber es wäre umständlich und wir müssten viele zusätzliche Meilen von den Bergen runter und dann wieder hoch machen.. Es war eine grosse Herausforderung unser Essen in die Bearcanister rein zu kriegen und wir mussten sehr murgsen!! Zum Glück brauchen wir nicht mehr so viel Wasser, ansonsten wären die Rucksäcke unglaublich schwer (sind sie jetzt schon...)!! Ausserdem werden wir in den nächsten Tagen sechs Pässe überqueren, die unter anderem über 4000 m hoch sind!!! Das wird eine grosse Herausforderung! Abgesehen von den "normalen" Zeroday-Erledigungen versuchten wir uns deshalb ein wenig zu erholen und uns nicht zu spät in unsere Kingsize-Betten zu kuscheln. 

Murmeli
Murmeli

Wir mussten nur etwa eine halbe Stunde auf ein Auto warten! Mike, derselbe Trail-Angel, der uns in die Stadt mitnahm, brachte uns um etwa 11h00 auch wieder zum Trailhead zurück! Als wir dann zum PCT zurückliefen, wurden wir das erste Mal von Rangern kontrolliert. Drei nette Frauen wollten unser Permit und den Bearcanister sehen - alles in Ordnung ;-). Es wäre eigentlich ein Nero (fast-Zeroday), aber wir liefen trotzdem mehr als 20 mi und es wurde ein langer Tag! Schon nur der Weg zurück zum Trail war 3.5 mi, alles hoch und unsere Rucksäcke sind wirklich schwer mit dem Bärenkanister und dem Essen für acht Tage! Beim Chicken Spring Lake machten wir eine kurze Pause und dann nach weiteren 8 mi nochmal. Wir waren wegen dem Gewicht das wir schleppten, nicht so schnell wie normalerweise, und als es nach der Wasserquelle wieder nach oben ging, bekam Fiona dummerweise auch noch Kreislaufprobleme und musste anhalten, die Beine hochlegen, trinken, warten..😐! Sonja lief bereits zur Ranger-Station unterhalb des Mount Whitneys. Der Mt. Whitney ist mit 13432 F der höchste Berg Nordamerikas, abgesehen von Alaska. Da er nahe am PCT liegt, besteigen die meisten PCTler diesen Berg an einem Tag. Erst um 22h30 kamen Fiona und Shark dann auch bei der Ranger-Station an, stellten so schnell wie möglich das Zelt auf und gingen ins Bett.

Da wir den Sonnenaufgang vom Whitney aus sehen wollten, stellten wir den Wecker um halb 2. Schnell merkte Fiona, dass sie wegen zu wenig und schlechtem Schlafen noch zu müde war, und entschied noch 2h zu schlafen - Sonnenaufgang hin oder her. Sonja erklimmte mit Gustl die von der Ranger-Station aus noch 1000 m zum Gipfel, praktischerweise nur mit Essen und Trinken, da man den Rest unten lassen kann. Sie durften nach einem fünfstündigen Aufstieg fast oben einen schönen Sonnenaufgang erleben. Obwohl es kalt war, genossen sie die wunderbare Aussicht und hüllten sich in all ihre Kleider und den Schlafsack. Um halb 5 machte sich auch Fiona auf den Weg, aber ihre Beine wollten sie nicht tragen. Schon nach fast einer halben Stunde wurde ihr wieder übel, die Ohren rauschten, der Kopf drehte... das übliche mit tiefem Blutdruck... Sie ass einen Riegel, aber das half nichts, Bouillon hatte sie keine dabei und musste den Tatsachen in die Augen sehen und umkehren... :-( Auch als sie um 9h00 nach noch ein paar Stunden schlafen, wieder aufstand fühlte sie sich nicht optimal und entschied jetzt, den Mt. Whitney als ein Projekt für ein anderes Mal aufzusparen. Besser die Berge des PCTs schaffen, als was zu erzwingen, was dann noch mehr zum Scheitern verurteilt! Bisher ging alles so gut und vielleicht mit einem Tag an die Höhe anklimatisieren wirds wieder besser :-(. Wenigstens hatte sie, als sie nahe der Ranger-Station bei einem Bächlein auf die andern wartete, das Glück eine Hirschfamilie ganz nahe zu beobachten, das war sicher ebenso schön, wie die Aussicht vom Whitney. Kermit kam kurz nach Mittag runter und ging schnell eine Stunde schlafen, sie lief schon um Mitternacht nach oben. Gustl und Sonja trudelten um kurz nach 14h00 ein und waren auch ziemlich müde, assen schnell was und legten sich dann für eine Weile in die Zelte. Wir vereinbarten, dass Fiona und Kermit noch ca. 8 mi weiter gehen und wir uns morgen wieder treffen werden. Morgen steht der Forester Pass (13123 F) auf dem Programm. Das ist der höchste Punkt des PCTs! Bis mi 774.1 gingen Fiona und Kermit, zuerst hoch, dann runter und wieder hoch über wunderschöne grüne, Murmeli-bewohnte Wiesen mit Blick auf die Berge. Sie gingen langsam und tranken viel. Sonja lief an diesem anstrengenden Tag noch 4 mi bis mi 770.3 nahe am Fluss Wallace Creek, wo sie von unzähligen Mücken attackiert wurde 😨 und dann ziemlich müde ins Bett fiel.

Aussicht vom Mount Whitney
Aussicht vom Mount Whitney

Wow, wow, wow!!! Heute war einer der besten Tage auf dem PCT!! Aber von vorne: Um halb sechs liefen wir ab und mussten als erstes den breiten Tyndall Creek überqueren. Gott sei Dank hatte es grosse Steine darin, dass wir darüber hüpfen konnten. Der Weg ging dann schön langsam nach oben über grosse, grün leuchtende Wiesen mit vereinzelten Felsbrocken. Wir liefen wegen der Höhe langsam, und machten nach ca. 3 mi auf rund 3600 m unterhalb der steilsten Passage Frühstückspause. Wir waren jetzt in richtig alpinem Gelände, das war aufregend und gefiel uns! Dann liefen wir den Zick-Zack-Weg nach oben und überquerten das berüchtigte Schneefeld, unterhalb der Passhöhe (es war nicht mehr gross). Und dann, waren wir schon oben!! Wow! Was für eine fantastische Aussicht und ganz ohne körperliche Probleme! Hier oben verlassen wir nun den Sequoia National Park und kommen jetzt in den Kings Canyon National Park. Wir fühlten uns unsterblich und voller Energie, der höchste Punkt vom PCT (!!) und es war so schön, wohin man sich drehte - in der Sonne leuchtende, herrliche Berge mit Schnee und ohne Schnee und kleine Bergseeleins zum Teil noch mit einer Eisschicht!! Wir setzten uns eine Weile hin und sogen diese Impressionen auf. Dann suchten wir den Abstieg. Da dieser noch zur Hälfte mit Schnee zugedeckt war, entschieden wir uns mit Aussis & co.  einfach auf dem Hosenboden grad runter zu glissaden! War das ein Spass! Es hatte ein paar Felsen, worauf wir aufpassen mussten, abgesehen davon war es nicht schwer, nur ein bisschen nass ;-). Ansonsten konnten wir ganz gut durch die bereits vorhandenen Fussspuren laufen. Als dann der Schnee vorüber war, fanden wir den Weg immer noch nicht, nur weiter unten sahen wir den Trail und so kämpften wir uns durch das Geröll nach unten. Wahnsinn wie weit oben wir waren! Wir liessen uns viel Zeit und liefen noch ein Stück nach unten, wo wir um etwa 12h00 bei mi 782.2 eine lange Mittagspause machten, wo Sonja mit Mousetrap (Emilie) und Sarah (Gitte) wieder zu uns stiess! Etwas unterhalb der Baumgrenze am Bubbs Creek, trafen wir wieder die Aussis & co. und setzten uns zu ihnen an diesen schönen Fluss. Es war erst 15h00 und wir hatten mal richtig viel Zeit und sassen einfach rum, plauderten, assen Zvieri und liessen die Füsse baden! Nach 2.7 mi auf nur noch rund 9500 F, stellten wir unsere Zelte auf und machten ein schönes Lagerfeuer! Das erste seit wir unterwegs sind :-). Seit wir uns in der Sierra befinden, hat es überall Wasser, aber dadurch auch überall Mücken... Der Rauch hielt uns diese während unserem Znacht ein bisschen vom Leib und es war einfach gemütlich! Und als wäre es nicht schon ein perfekter Tag, spazierte auf einmal etwa 10 m entfernt, noch ein Bär vorbei!!!!!!! Ein wirklich grosser, braunfärbiger Schwarzbär!!! Wir waren alle völlig fasziniert und beobachteten das wunderschöne Tier. Es hatte nicht wirklich Angst vor uns, war ganz entspannt, und zog gemütlich zum Fluss, wo es wahrscheinlich trinken oder baden ging. Was für ein Erlebnis :-D! Noch eine Weile sassen wir am Feuer und diskutierten über Bären, Berge und den PCT! Dann gaben wir uns besonders Mühe, all unsere Sachen bärensicher im Bearcanister (Essen) und der Bearbox (alles was riechen kann, wie Nessesaire, Kochtopf, Löffel, Abfall, WC-Papier..) die hier vorhanden ist, zu verstauen! Mit all diesen Eindrücken gingen wir dann fein nach Feuer riechend, schlafen 🙂.

Aussicht vom Forester Pass.
Aussicht vom Forester Pass.
Der Bär in der Bildmitte
Der Bär in der Bildmitte

Alle sind schon in ihren Zelten verschwunden 😅. Die Moskitos hier bei mi 802.6 sind mörderisch! Trotzdem haben wir heute wieder einen wunderschönen Tag auf dem PCT verbracht! Relativ spät (ca. 8h00) haben wir unsere Tentsite verlassen und sind die letzten paar Füsse nach unten, bevor es nach oben Richtung Glen Pass (11949 F) ging. Am Morgen noch relativ kühl, wurde es dann schön warm. Obwohl dieser Berg weniger hoch als der Forester von gestern ist, war er anstrengender. Wir mussten z.T. grosse, resp. hohe Tritte machen, das ging in die Beine 😅. Aber es lohnte sich, die Aussicht war einfach unvergleichbar schön! Neben all den hohen Bergen, sahen wir auch auf viele kleine und grössere, blaue Seelein, an einem davon werden wir Lunchpause machen 😎. Es lag auf der Abstiegseite ein kleines Schneefeld, das wir überqueren mussten, aber es ging alles ohne Probleme und fast unten konnten wir sogar noch ein Stückchen glissaden. Am Rae Lake sprangen wir zufrieden ins kalte Wasser, legten uns in die Sonne und assen Zmittag. Die Umgebung hier erinnerte uns an das heimelige Bündnerland und wir fühlten uns wohl. Wir entschieden uns, noch ca. 9 mi weiterzulaufen, da wir morgen zwei Pässe überqueren wollen, und so schon etwas weiter oben sein werden. Den Seen entlang ging es weit nach unten auf 8700 F. Kermit, welche voraus lief, sah nochmal einen Bären!! Es war wieder ein brauner, aber kleinerer Schwarzbär, der ziemlich nahe auf dem Trail war. Nach einer kurzen Pause überquerten wir schon den 800 Meilenstein, und gingen eben bis zu unserem Übernachtungsort wieder ein bisschen weiter oben, wo wir schnell kochten und dann in die Zelte kraxelten, um nicht komplett verstochen zu werden....

Rae-Lakes
Rae-Lakes
Mit den Aussis & co. kurz vor dem Mücken-Platz...
Mit den Aussis & co. kurz vor dem Mücken-Platz...

Früh liefen wir los und die Berge veränderten sich hier ein wenig. Sie wurden kupfer-braun und leuchteten in der aufgehenden Sonne. Der Weg war angenehm zu laufen, nur kurz vor dem Peak des 12106 F hohen Pinchot Passes hatte es wieder grosse Steinbrocken. Aber auch hier entschädigte die traumhafte Aussicht!! Ein kleiner Snack und wir gingen auf der andern Seite wieder runter, hier ganz ohne Schnee, dafür bereits mit Mückenschutz-Netzen montiert ;-). Es war aber gar nicht so schlimm. Zu unterst angekommen, hatten wir unter anderen Creeks, den South Fork Kings River zwei Mal zu überqueren, und er war knietief, sodass wir die Schuhe ausziehen mussten. Diese Flüsse haben schon eine Strömung und man muss sich gut konzentrieren. 

Mit Kermit auf dem Pinchot Pass
Mit Kermit auf dem Pinchot Pass

Dann machten wir im Schatten unsere Mittagspause und nahmen den Rest des zweiten heutigen Passes, des Mather Passes (12093 F) in Angriff. Die Steigung war angenehm, es ging alles stetig nach oben, aber nicht zu steil 😊. Der Abstieg war abenteuerlich, da wir wieder einmal den Trail nicht sehen konnten, weil alles noch zugeschneit war. So suchten wir uns einen eigenen Weg über das Geröll und rutschten die Schneefelder runter. Es war bereits 16h00 und darum war der Schnee schon sehr nass und glitschig und unsere Schuhe und Socken, resp. Füsse wurden ziemlich feucht. Als wir den Trail wieder gefunden hatten, hatte sich dieser in einen Bach verwandelt, so viel Schmelzwasser fliesst runter. Bei mi 819.4 wartete Kermit mit den Australiern, wo wir unsere Zelte aufstellten und in der Abendsonne mit Blick auf den Palisade Lake zufrieden unser Znacht verspeisten.

Aussicht vom Mather Pass
Aussicht vom Mather Pass

Nach dem Aufstehen ging es erst Mal alles nach unten. Die Aussicht auf das Tal und die dahinterliegenden Berge in der Morgensonne war unvergleichbar idyllisch. Es war angenehm kühl und wir kamen gut voran, trotz den Riesen-Tritten, die wir z.T. auf dem Steinboden machen mussten. Der Weg wurde dann herrlich erdig und ging durch einen Wald. Ein paar kleinere und grössere Bäche mussten wir überqueren, aber das war alles kein Problem, da entweder grosse Steine, oder Baumstämme zum Balancieren darin lagen. Wir haben jetzt übrigens die Hälfte des Staates Kalifornien durchquert (827.9 Meilen) 🤠🤠. Um ca. 10h00 hatten wir das Ende des Abstieges auf süsse 8000 F erreicht und konnten wieder nach oben ;-). Der Muir Pass (11969 F) steht uns bevor. Man sagt, dass dieser einer der schwierigsten Pässe des PCTs sei, da man viele Meilen über Schneefelder gehen muss. An einem prächtig tosenden Fluss machten wir im Schatten Mittagspause und liefen gestärkt weiter Richtung oben. Heute wollen wir kurz vor dem Gipfel campen, damit wir morgen früh, wenn der Schnee noch hart ist, den Muir Pass überqueren können. Noch zwei etwas grössere Flüsse mussten wir überschreiten, bei einem sogar Schuhe ausziehen und fanden dann bei mi 836.5 einen märchenhaften Platz, inmitten dieser Berge, zum Übernachten. Die Luft war wieder etwas seltsam und es sah verdächtig nach Feuer in der Ferne aus..! Doch schon auf fast 11200 F mumelen wir uns jetzt nach dem Abendessen in unsere Schlafsäcke und sind gespannt auf morgen.

Perfekter Weg
Perfekter Weg

Der Muir Pass war also definitiv der anstrengendste und anspruchsvollste Berg von allen. Für 2 mi bis auf den Gipfel, hatten wir 2 h. Grosse Teile über Schneefelder, die zum Glück als wir unterwegs waren, am Morgen früh, noch relativ hart waren. Ein paar Mal sind wir trotzdem eingesunken und der Körper, sowie der Kreislauf spürten die Höhe auch... Wir waren froh, endlich oben beim Shelter aus Stein, welcher den Peak markiert, angekommen zu sein, wo wir von den andern Hikern (Aussis & co.) schön empfangen wurden, und unser Frühstück assen. Auch auf der andern Seite hatte es noch vereinzelt Schnee, und spätestens nach den Flussüberquerungen ein bisschen weiter unten, waren unsere Füsse und Schuhe komplett nass. Zum Glück trocknen unsere Trailrunners relativ schnell und so konnten wir nach der Mittagspause, welche wir an einem der schönen Seen machten, wieder gemütlicher weiterlaufen ;-). Schnell wanderten wir den Rest des Berges runter, an grossen, leuchtenden Feldern vorbei und zwischen Tannen durch, bis zum knietiefen, aber sehr sinnlich fliessenden Evolution Creek, wo wir wieder die Schuhe ausziehen mussten, um ihn zu überqueren. Wir liefen noch etwa 6 mi mit Aussicht auf grosse Wasserfälle, bis zur Junction (7800 F unten), die zu einer Range führt, und bauten dort unsere Zelte auf. Das Abendessen fiel aufgrund der Mücken ein bisschen nervenaufreibend und schnell aus. Aber macht nichts, es ist sowieso schon 20h30 - Zeit für ins Bett :-).

Aufstieg durch den Schnee zum Muir Pass
Aufstieg durch den Schnee zum Muir Pass

Unser heutiges Ziel heisst VVR; Vermilion Valley Resort, ein Feriendorf, ca. 6 mi Off-Trail, wo wir für zwei Tage Essen einkaufen müssen. Eigentlich kommt man nur via Fähre hin, welche zwei Mal pro Tag über den Lake Edison tuckert, aber es wird knapp werden, das zweite Boot um 16h45 zu erwischen. Um 6h00 sind wir abgelaufen, und erst alles hoch auf den schönen Seldon Pass auf 10781 Fuss. Kurz nach 10h00 waren wir oben, und die Aussicht war einmal mehr zauberhaft und beflügelnd. Wegen den Mücken konnten wir nicht zu lange dort oben verweilen, und liefen schnell weiter. Erneut überquerten wir einen relativ tiefen (huft-tief) Fluss namens Bear Creek, der zu den wildesten und gefährlichsten des PCTs zählt. Es ging alles ohne Probleme, man muss gut fokussieren, fest stehen und bestimmt laufen. Auf einem Felsen neben dem Fluss, machten wir Mittagspause. Danach ging alles über Felsen und steinige Wege, nahe dem Fluss entlang und dann wieder ein Stück nach oben. ACHTUNG: Wir sind einen Drittel des PCTs gewandert!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! (866 mi) DAS IST UNGLAUBLICH!!!. Wir entschieden uns die erste Junction nach VVR, ohne Fähre zu nehmen und stattdessen zu laufen, da es auf die Fähre nicht gereicht hätte. Kermit, die Aussis & co., werden wir in Mammoth Lakes wieder treffen, sie gehen ohne Resupply-Stop in VVR dorthin und müssen dafür ein bisschen hungern. Diese letzten Meilen für uns zogen sich ungemein, unsere Füsse taten schon weh und der Magen knurrte!!! Unten angekommen mussten wir noch eine Weile einer Strasse folgen und es schien nicht mehr aufhören zu wollen 😅.. Um etwas nach 18h00 war es dann endlich soweit und wir kamen bei dem Restaurant inkl. Store an!!!! Es ist gemütlich da, zahlreiche andere Hiker sitzen auf der Veranda und ein grosses Feuer lodert einladend. Wir trafen Horseleg hier und Brad, einen Hiker den wir am Anfang immer wieder gesehen haben und das letzte Mal in Idyllwild, er kuriert eine Verletzung hier aus..!! Und dann konnten wir endlich essen! Ein richtiges Essen (nicht nur Burger) mit Gemüse, Salat und Reis, und für Sonja ein Stück Rind, bevor wir müde ins Zelt, das man hier gratis aufstellen kann, gefallen sind 😊.

Eine kleine Bach Überquerung
Eine kleine Bach Überquerung

Nach einem etwas stressigen Aufbruch in VVR (alle Hiker wollten Breakfast und die Küche kam nicht ganz mit), sassen wir auf der Ferry namens Gregor, welche uns zum PCT zurück führte. Mal etwas anderes und wir genossen die ca. halbstündige Fahrt über den See sehr. Sonja hatte bei der Ländte sogar Handy-Empfang und musste mit Schrecken feststellen, dass ihre Schuhe, welche sie eigentlich schon in Lone Pine hätte erhalten sollen, was wegen Kreditkartenproblemen nicht geklappt hat, nun auch nicht nach Mammoth bekommen wird!!!!! ☹ Das amerikanische Postsystem ist ganz speziell, scheinbar liefert Fedex nicht an Post-Offices, also sind die Schuhe wieder auf dem Rückweg 🙈. Sie rief bei Brooks an, aber sie müsste eine neue Bestellung aufgeben mit USPS (der amerikanische Postdienst) was nicht reichen würde innert zwei Tagen...!!! Sonjas Schuhe, die bereits mind. 1600 km auf dem Buckel haben, müssen jetzt wirklich ersetzt werden!! Sie haben Löcher und die Sohle ist gebrochen, sie wurden genäht, geleimt und heute sogar noch gepanzertapet 😅. Eigentlich ein Wunder, dass sie überhaupt so lange durchgehalten haben. Nun hoffen wir, dass Sonja in Mammoth, wo es zum Glück einen Outfitter gibt, ein passendes Paar Schuhe findet!! Nach dieser Aufregung sind wir dann um ca. 10h30 losgelaufen, alles in einem Wald über erdige Böden und zwischendurch ein kleineres oder grösseres Bächlein zu überqueren. Auf halber Höhe des Silver Passes (10781 F) machten wir Mittagspause. Wir haben in dem kleinen Laden in VVR, so viel zu Essen gekauft, das wir niemals alles innert zwei Tagen (27 mi bis Mammoth) aufessen können. Aber es ist ein Wahnsinns-Gefühl, einfach mal genug zu haben (mehr als genug.) Nur litten wir dann mit unseren vollen Bäuchen beim restlichen Aufstieg ein bisschen... 😂 Nach einer kurzen Verschnaufpause auf dem Pass, machten wir uns an den Abstieg inkl. einer kurzen Glissading-Partie über ein kleines Schneefeld, und wiederum einen Aufstieg und wieder einen Abstieg, vorbei an einem sehr schönen See, weiter durch einen Wald und runter in ein Tal mit einem andern See. Da wir morgen gegen Mittag in Mammoth sein möchten, liefen wir heute noch ein Stück, obwohl es schon relativ spät war. Wir konnten dafür einen tollen Sonnenuntergang geniessen, leider auch mit Rauchschwaden im Tal und fanden dann bald, um etwa 20h30 bei mi 895.7 ein kleines, ideales Plätzchen für unsere Zelte.

Diese Schuhe sind durch!
Diese Schuhe sind durch!

Die letzten 11 mi bis nach Red's Meadows (ein Ferienresort von wo aus man den Bus nach Mammoth nehmen kann), waren ganz gemütlich zu laufen. Schön im Schatten in einem Wald gings fast alles nur nach unten. Bald liefen wir beim 900 Meilenstein vorbei :-D !!!! Eine Frühstückspause machten wir noch an einem kleinen Bach und liefen den Rest non-stop. Wir sahen und rochen dann auch den Rauch vom Feuer, das hier vor ein paar Tagen gelodert hat. Noch immer flogen Helikopter mit Wasserfässer umher und die Rauchschwaden waren deutlich! Zum Glück ist nichts vom PCT betroffen! In Red's Meadows tranken wir kurz etwas, assen eine Glace und kurzum kam der Bus. Eine ziemlich kurvenreiche Strasse führte in den Skiort Mammoth, wo wir als erstes zum Post Office gingen und unsere Bouncebox und Fionas Paket von ihren lieben Eltern, das angekommen ist abholten!!!!!! Mit dem amerikanischen Postsystem weiss man nie!!!! Was für ein Geschenk, so viele feine Schweizer-Snacks! Im Motel6 bleiben wir jetzt eine Nacht, duschen, waschen etc.... Bevor wir morgen wahrscheinlich zurück auf den Trail gehen.

Auschnitt der Sierra-Natur
Auschnitt der Sierra-Natur

Meilen & Fuss auf dem PCT. 1mi = 1.62km | 1F = 0.305m

 

Tag42: 7.3
Tag43: 20.0
Tag44: 18.3
Tag45: 0
Tag46: 20.7
Tag47: So; 16 Mt. Whitney & 4.4 / Fi; 8.2
Tag48: Forester Pass (13123 F): So; 16.7 / Fi; 12.9
Tag49: Glen Pass (11949 F): 15.7
Tag50: Pinchot Pass (12106 F) & Mather Pass (12093 F) 16.8
Tag51: 17.1
Tag52: Muir Pass (11969 F): 21.2
Tag53: Seldon Pass (10912 F): 22.8
Tag54: Silver Pass (10781 F): 18.1
Tag55: 11.4

Die High Sierra ist anstrengend aber ein Traum!

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Kommentare: 5
  • #1

    Nagi (Montag, 02 Juli 2018 09:29)

    Ja das mit de mugge kenn ig no guet, wo ig mau 2 monat in alaska bi gsi... die cheibe he mi o fasch gfrässe... vieu glück witerhin u gueti schueh�

  • #2

    Irène (Montag, 02 Juli 2018 23:27)

    Wieder einisch e tolli Leischtig! Wieterhin alles Gueti! Die cheibe Mugge si haut scho en internationali Gattig... Härzliche Grüess

  • #3

    SoFi (Dienstag, 10 Juli 2018 18:09)

    Merci viu Mau für Öii Wünsch :-). Zum Glück hets i de letztä Täg ä chli weniger Muggä gha! :-D

  • #4

    Yasemin (Donnerstag, 19 Juli 2018 15:31)

    ohoooo *.* sogar e Bäär heider gseh!.. So itrücklich. gniessets!

  • #5

    SoFi (Sonntag, 22 Juli 2018 05:52)

    Gäu :) heu mega freud gha!!