12.08. - 22.08.2018

Bevor wir diese Theater- & Musicalstadt Ashland wieder verliessen, färbten wir Sonjas und schnitten Fionas Haare und gingen was essen. Ein Trail-Angel bot spontan an, uns zum Trailhead zurück zu fahren! Vorher half er uns die Bärenkanister, welche jetzt unsere Bounceboxen sind, mit einem Paket-Automaten zu versenden, da heute Sonntag und somit die Post zu ist. Hoffentlich klappts 🙈. Schliesslich liefen wir dann um etwa 15h00 ab. ACHTUNG: Heute ist unser 100. Tag auf dem PCT !!!!!!! 😁👐👐😁 !!!!!!! Es war herrlich kühl, nur 27°, also mehr als 10° weniger als sonst!! Der Weg ging ein paar Mal ein bisschen steil nach oben, aber es ging gut zu wandern, trotz den neuen Schuhen, die sich noch in der Einlaufphase befinden :-). Nach der Zvieripause mit Aussicht auf ein paar spezielle Felsformationen, trafen wir Estus wieder und bei mi 1730.1 stellten wir schliesslich zum Sonnenuntergang unsere Zelte auf.

Heute führte uns der PCT mehr oder weniger auf Höhe Ashlands durch, über Felder mit hohen Gräsern. Die grossen, dunklen Felsen darin wirkten wie riesige Kuhfladen. Kurz nach Mittag machten wir bei einem Campground Pause und assen Gourmetmässig: Sonja Bagel mit Avocado, Salat, Meatstick und Greyerzer und Fiona Couscous in Parmarosa Sauce, Cranberries, Cashewnüssen und Greyerzer 😊. Ein Malamut namens Vincent, zwei Pferde und eine Katze, die neben uns mit einer Familie ihr Camplager hatten, leisteten uns Gesellschaft und Vincent kriegte nicht genug Streichel!! Schliesslich gingen wir weiter, alles durch Wald und nachdem wir bei einer Wasserquelle Wasser aufgefüllt hatten, bauten wir die Zelte bei einer Weggabelung auf und gingen bald schlafen.

Um 6h00 liefen wir ab und traten nach ca. 2 mi in den Rogue River National Forest ein, durch welchen wir eigentlich den ganzen Tag wanderten. Nach gut 9 mi machten wir inmitten von vielen, leckeren Huckleberrys (= so etwas wie Heidelbeeren), welche wir ins Müsli mischten, Frühstückspause. Lecker!!!!! Der Weg war dann kurz etwas anstrengend, weil er komplett über Steine führte.. Aber ansonsten kamen wir gut voran, und erreichten um kurz nach Mittag nach ~17 mi einen netten Creek mit Platz zum Zmittagessen und entspannen. Wir haben jetzt zwei Drittel des PCTs hinter uns! (= Meile 1768.4) und 884 mi liegen noch vor uns! Die letzten Meilen bis "Christi's Spring", wo wir unsere Zelte aufbauten, hatten wir nach einer fast 1h-Zvieripause auch noch gut gemeistert. Die Region hier ist schon flächer im Vergleich zu Kalifornien, obwohl nicht nuuuur flach, wie wir geglaubt haben! Es ist aber gut auch für Fionas Fuss, bereits seit drei Tagen nimmt sie keine Schmerzmittel mehr. Nur noch salben und dehnen. Wahrscheinlich ist irgendetwas kaputt, da der Fuss nicht mehr vollständig gekrümmt werden kann, aber wenigstens schmerzt es nicht mehr. Vielleicht gehts ja nach dem Trail wieder weg :-). Wir sind froh, hat es sich so gewendet. Mit CandianTreasure assen wir unser Znacht und hatten einen sehr unterhaltsamen Abend, welcher vielleicht auch ein bisschen auf unsere Müdigkeit zurückzuführen war ;-) von bark, barf, bridges und donutholes! Wruff 🐶!

Dieser Tag war mehr ein Hürdenlauf, denn eine Wanderung! Über gefühlte 50 Baumstämme, die jeweils einfach mitten auf dem Weg liegen, mussten wir klettern. Solche Baumstämme gibt es ab und zu und ist normal. Manchmal gibt es eine "Umleitung" neben dem Weg, resp. um diesen gefallenen Baum herum. Oder wenn man Glück hat, sind die Stämme so klein, dass man locker mit einem Schritt darüber kommt, und selten mal, wurden die Bäume durchgeschnitten/gehackt oder was auch immer, sodass man durch die Lücke gehen kann. Aber heute waren es so viele, und sie waren so unangenehm hoch, dass es wirklich einem Hürdenlauf glich 😅. Nach dem Mittag überquerten wir den 1800 Meilenstein und zur Feier des Tages begann es daraufhin zu regnen. Nur ganz kurz, die Temperatur war schon vorher recht nett mit den Wolken. Später führte der PCT durch ein kahles, verbranntes Gebiet, wo wir dann auch unsere Zelte aufstellten. Wie gestern mit CanadianTreasure ein lustiges Znacht genossen, hatten wir dasselbe heute mit Marie-Hanna.

Weil wir ziemlich hungrig waren, verliessen wir unsere Tentsite schon um 06h00. Auf nach Crater Lake - wo wir um kurz nach 10h00 ankamen und uns ins "Annie Creek Restaurant" pflanzten. Nach einem riesigen Teller Salat von der Salad-Bar, einem Burger und einkaufen, machten wir uns um ca. 14h00 wieder auf den Weg. Da wir statt des PCTs den "Rim-Trail", der oberhalb des Crater Lakes verläuft, und dadurch schöner ist, gehen wollten, mussten wir zum Rim Village (ein Restaurant und Souvenirshop) kommen. Spontan hielt Sonja den Daumen raus und ein absolut liebenswertes, älteres Ehepaar ursprünglich aus Laos, in den Ferien hier, nahm uns mit. Sie waren verzückt von unserer PCT-Wanderung, aber auch verwundert. Und sie sagten, wären wir nicht Frauen, hätten sie uns nicht mitgenommen 😋. Jedenfalls füllten wir unser Wasser noch auf und gingen los. Kurzum sahen wir den grossen, berühmten See. Wir hatten Glück ihn zu Gesicht zu bekommen, die letzten Tage war er immer im Rauch versteckt.... Hingegen war der Weg wieder einmal etwas hartnäckig: Sehr sandig und steil hoch und runter. Aber es tat gut diese 7.4 Meilen, die der Rim Trail lang ist, nicht durch Wald zu laufen! Bei der Trail-Junction, wo wir wieder auf den PCT kamen, fanden wir einen Water-Cache. Die Strecke hier ist ziemlich wasserlos und so können wir wieder von den lieben Trail-Angeln profitieren.

Wir beeilten uns beim laufen heute Morgen, da es richtig kühl war und uns fröstelte. Bei der Zmorgenpause stand die Sonne schon ein kleines bisschen höher und wärmte uns ganz angenehm. Bei einem weiteren Water-Cache füllten wir wieder Wasser auf und schliesslich ging der Weg etwas nach oben, wo wir dann mit Aussicht auf den riesigen Umpqua National Forest, in welchem wir uns momentan befinden, Mittagspause machten. Am Nachmittag erreichten wir bereits den höchsten Punkt des PCTs in Oregon, welcher mit 7572.0 F, halb so hoch wie derjenige von Kalifornien ist! Und kurz danach, als der Trail wieder runter führte, überschritten wir noch den 3000 Kilometer-Marker (=~1851.8 mi) !!!!! Das ist doch Wahnsinn!!! 😄 Etwas nach 18h00 gelangten wir zu unserem heutigen Zeltplatz, bei einer Junction, die zum Maidu Lake führt, wo wir wieder CanadianTreasure trafen. Schnell stellten wir unsere zu Hause auf, dann mussten wir noch 0.8 mi zum See und Wasser holen. Der Pfad war zum Glück relativ flach und unten erwarteten uns viele niedliche Fröschlein 🐸, bevor wir die 0.8 mi wieder retour liefen. Ein langer, guter Tag geht zu Ende :-).

Nachdem wir heute Morgen ungefähr 12 mi durch den mit Flechten bewachsenen Tannenwald gewandert sind, rochen wir auf einmal Öl von einem Grill! Eine Kurve weiter und dann, bei einer Dirt-Road: TRAIL-MAGIC!!! Vier lustige, typische Amerikaner, wovon einer namens Wolf den PCT 2014 gelaufen ist, hatten einen Pavillon und Stühle aufgestellt und bereiteten für uns Burger zu! Sie hatten auch gekühlte Getränke und verschiedene Glacen zum Dessert. Alle Hiker waren überwältigt und sprachlos und der Burger mit Käse, Salat, Tomaten und Sauce und Fleisch für die, welches wollten, war wirklich, wirklich absolut himmlisch! Wir kamen gerade rechtzeitig zur Lunchpause dorthin und genossen die knapp zwei Stunden, die wir hier verbrachten! Es ist so schön, dass es solche Menschen gibt. So selbstlos und fröhlich und einfach so selbstverständlich! Gut genährt gingen wir dann den vor uns liegenden Berg in der Nachmittags-Hitze hoch und kamen gegen Abend am grossen Summit Lake an, wo Touristen Kanu fuhren, wir Wasser auffüllten und nach 1.8 mi die Zelte montierten.

Nun sind wir in Shelter Cove Resort. Ein Campground mit einem Laden und Restaurant am Odell Lake. Kurz nach dem Mittag, nachdem wir den 1900 Meilenstein überquert haben, erreichten wir diesen sehr hikerfreundlichen Ort. Wir fühlen uns wohl und willkommen. Zu den riesigen und protzigen Camper der Feriengästen hier, die wie Lastwägen oder Reisecars aussehen, tummeln sich auch zahlreiche PCTler. Unter vielen andern bekannten und unbekannten Gesichtern ist auch Gustl. Nach einem Zmittag, auf welches wir eine Weile warten mussten, gingen wir duschen und wuschen unsere Kleider. Die Duschen waren super modern und sauber und sicher die besten, die wir bisher auf einem Campingplatz hatten! Und sie kosteten 2 $ / 3 min. Mit etwas Sorge erfuhren wir, dass wegen einem Feuer in Washington, die letzten 70 Meilen vor der Kanadischen Grenze gesperrt, resp. für Wanderer geschlossen wurden!!!!!! Jetzt hoffen wir natürlich sehr, dass sie sobald als möglich wieder geöffnet werden - auch wenn es noch eine Weile geht, die Zeit raaaast! Schliesslich kauften wir dann für die nächsten Tage ein, packten alles ab, flanierten ein wenig und stellten unsere Zelte auf. Wir bleiben heute Nacht hier. Ein Nero wird uns gut tun.

Ca. 06h30 verliessen wir Shelter Cove wieder und gingen zurück zum PCT, der bald wieder in Wald verlief. Es ist sehr waldig hier in Oregon 🌲. Jetzt befinden wir uns seit elf Tagen in diesem Bundesstaat und haben schon die Hälfte davon durchquert (~ Meile 1918)!!! Nach dem Mittag erreichten wir Sonjas und Gustls Zeltplatz. Die beiden wollen versuchen, an einem Stück 60 Meilen (= rund 100 km) zu laufen und müssen sich darum etwas ausruhen und schlafen, bevor sie um 21h00 abmarschieren. Fiona wird "normal" wandern und den Weg dokumentieren - natürlich ist er wie immer für uns beide gleich. Wir verabschiedeten uns, ich wünsche Sonja Glück und Spass und hoffe, dass alles gut gehen wird! In zwei Tagen werden wir uns in der Stadt Bend wieder treffen, und schliesslich lief ich weiter. Bei meiner Zvieripause unter einer kleinen Tanne ist mir dann etwas Dummes passiert: Als ich so da lag, und mein Lemon-Cake knabberte, waren auf einmal alle meine M&Ms, meine Nüsschen, Chips, ein Pop-Tart und das Brownie für morgen verschwunden!!!!!!!! Einfach alle meine Snacks gegessen 🤤!! Alles weg, bis auf eine kleine Peanut-Butter&Chocolate-Bar!! Ich weiss nicht wie das passieren konnte 🙁. Ist das Hikerhunger? Oder einfach "Barrel im Element"? Ein paar Brösmeli sind übrig geblieben..... Heute ist erst der erste von drei Tagen - weiss nicht wie ich das schaffen soll.. Als Strafe war mir dann ein bisschen schlecht, als ich weiter lief 😩. Der Trail war aber gut zu gehen und führte an zahlreichen schönen mit Seerosen-Blättern verzierten Seen vorbei. Dem Lower-, Middle- und Upper- Rosary Lake, dem Bobby Lake, dem Charlton Lake, dem Irish Lake, und dem Brahma Lake, wo ich eigentlich übernachten wollte. Hingegen war ich so voller Adrenalin, vielleicht ein Zuckerschock 🤷‍♀️, dass ich noch weiter lief beim Jezebel Lake vorbei bis zum Stormy Lake (das wurde mein erster 30 Meilen-Tag (48.6 km)! Ich schlug das Zelt auf und legte mich, nachdem ich Sonja und Gustl noch einen Zettel hingelegt habe, schlafen.

Ich fühlte mich weniger energiegeladen heute Morgen, aber der Trail war relativ flach und es war angenehm kühl. Wieder kam ich an vielen Seen vorbei mit eindrucksvoll klingenden Namen wie South Lake oder Horseshoe Lake 😉. Irgendwo dazwischen ass ich Zmorgen und Zmittag und ruhte mich aus. Mir kam in den Sinn, dass der PCT nur 1.3 mi entfernt dem Elk Lake Resort entlang verläuft!! Campground = Campinglädeli = frische Snacks!!!! :-D!! Als ich jedoch um ca. 14h00 bei der entsprechenden Weggabelung stand, entschloss ich mich doch gegen diesen Abstecher... Wegen den kahlen, verbrannten Bäumen, sah ich wie weit runter das gehen würde und ich hatte keine Lust 2.6 mi zusätzlich zu machen.. Selber Schuld, da musste ich jetzt halt durch.. Habe ja zum Glück noch ein paar Fettreserven. Der PCT ging dann rund 1000 F nach oben und wieder ein bisschen runter dem Sisters Mirror Lake entlang. Ein schönes Seelein, umgeben von leuchtend grünem Seegras. Nach einer Stunde etwa stellte ich das Zelt irgendwo Off-Trail auf einer Lichtung auf und ass mein Znacht. Ich freute mich, mal wieder komplett alleine zu campen.

Ich spurtete mich heute Morgen in der Kühle schnell voran zu kommen, mein Magen knurrte schon jetzt. Der Trail ging zuerst alles runter, bei ein paar Creeks vorbei, dann etwas hoch und wieder runter. Zum Frühstück blieb mir eine Packung Ramen, zum Zmittag ein Mac and Cheese - sonst hatte ich nichts mehr. Schliesslich lagen um 12h30 noch  9mi bis zum Highway 242 beim Mc Kenzie Pass vor mir, von wo ich nach Bend hitchhiken werde. Und auf einmal veränderte sich die Landschaft: Es wurde steinig und schwarz/rot, Lava und Steine überall und für die Füsse anstrengend. Hier befinden sich auch die Three Sisters, drei Vulkanberge. Eine Hikerin, die mir entgegen kam, meinte sie fühle sich wie im Film "Lord of the Rings" - kenne mich da nicht aus, aber vielleicht ein Blogleser und wird eine Vorstellung haben...? Und der Sand war wieder zurück; also ein Schritt vor, zwei zurück. Aber zu wissen, dass ich dann endlich essen kann, trieb mich an. Bei einer letzten kurzen Pause hatte ich für einmal Handy-Empfang, und erhielt eine Nachricht von Sonja: Sie haben es geschafft! Unglaubliche 60 Meilen sind sie in 25 Stunden gelaufen. BRAVO! Dem Körper gehe es soweit gut, nur seien sie sehr müde. Bin gespannt auf diese Geschichte. Dann lief ich den Rest durch ein verbranntes Gebiet und schliesslich nochmal über Steine bis zur Strasse. Kurz nach 16h00 hatte ich die fast 23 mi geschafft und als Überraschung fand ich ein frische Birne in einer Kühlbox bei der Strasse! Danke dem Trail-Angel, der mich hier gerettet hat. Ich musste etwa zehn Minuten warten, und erhielt noch ein Bier geschenkt, dann fragte mich eine Frau, ob ich einen Ride benötige. Ich war super dankbar und so fuhr ich mit ihr und ihren beiden Freunden nach Sisters, eine kleinere Stadt, wo sie mich spontan noch zum Pizza essen einluden! Wir hatten ein gutes Gespräch über das Wandern, die Feuer, Tierhaltungen und den Präsidenten, dann fuhren sie mit mir nach Bend ins Rainbow Motel zu Sonja.

Meilen auf dem PCT. 1mi = 1.62km | 1F = 0.305m

Tag100: 10.8
Tag101: 25.8
Tag102: 29.0
Tag103: 25.1
Tag104: 19.3 (inkl. Alternativroute; Rim-Trail)
Tag105: Höchster Punkt PCT in Oregon (7572.0 F): 25.7
Tag106: 26.5
Tag107: 15.5
Tag108: F: 30.4, S: 18.9
Tag109: F: 25.6, S: 58.6
Tag110: F: 22.9, S: 1.4